Cicchetti – die Happy Hour in Venedig

Lass mich dich an einen geheimen Ort in Venedig führen und entdecke eine Jahrhunderte alte Tradition

Was macht ein echter Venezianer (ja, es gibt noch ein paar – im Moment sind es knapp 53.600, nachzulesen im Contatore der Farmacia Morelli am Campo San Bartolomeo) ab etwa 16.00 Uhr nachmittags?

Er geht in eines der vielen Bàcari, die über die sechs sestieri der Stadt verteilt sind. In Venedig heißen die Stadtteile nicht ‚quartieri‘ (Viertel) wie z.B in Bologna oder ‚rioni‘ wie in Rom oder ‚contrade‘ wie in Siena – hier heißen sie ’sestieri‘, von sei (sechs), weil Venedig aus sechs Teilen besteht – aber das nur als Einschub.

Was also ist ein Bàcaro in Venedig?

Wenn ich nun ‚Kneipe‘ schriebe, würde es nicht passen, ‚kleine Osteria‘ auch nicht – ein Bàcaro ist ein Bàcaro, etwas typisch Venezianisches. Hier treffen sich die Alten, die noch nicht ganz so Alten, die Junggebliebenen und die tatsächlich Jungen, um zu essen, zu trinken, zu sinnieren, zu diskutieren. Um sich auf den Abend einzustimmen oder ihn dort zu beenden.

Hinter einer Glasvitrine liegen Köstlichkeiten, Cicchetti, die allein beim Anblick das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen: Olive ascolane (frittierte und mit pikantem Ragù gefüllte Oliven), Croccanti di Mozzarella (vulgo: Mozzarella-Sticks, ein Vergleich mit den herkömmlichen Produkten wäre jedoch ein Frevel), Pifferi al tonno (köstliche Thunfischhäppchen), Polpetti di melanzane (Auberginen, die auf der Zunge zergehen), Bruschette al bacalà mantecato (geröstete Brotscheiben mit Stockfischpaté) oder Crostini alle cipolle rosse (Crostini mit glasierten roten Zwiebeln) und viele andere Leckerbissen.

Jeder einzelne Cichetto ist eine Verführung und jegliche Sünde wert. Es genügt ein kleiner Fingerzeig und schon werden sie Dir in die Hand gedrückt oder auf einem Teller serviert.

Cichetti Venedig

… und dazu wird eine Ombra getrunken

Ein Glas Weiß- oder Rotwein, oder auch ein perlender Prosecco, einer mit vielen ‚bollicine‘. Eine Ombra gibt es nur in Venedig. Es handelt sich hierbei nicht um eine Weinrebe oder spezielle Traube. So wie das Bàcaro ein Bàcaro ist, ist die Ombra eine Ombra. Ihr Ursprung geht auf die Zeit des 15. Jh. zurück, der Hochzeit der Serenissima, als Wasser teuer und Wein das ‚übliche‘ Getränk war. Ombra bedeutet auf Deutsch ‚Schatten‘ und dieser war von extremer Wichtigkeit, wenn man Wein lagern wollte, denn Eis zum Kühlen gab es noch nicht. Damals durfte Wein nur auf dem Markusplatz um den Campanile herum verkauft werden. Damit die Weinhändler kein ‚lackes Getränk‘ ausschenkten, folgten sie dem Schatten um den Campanile herum – und so war er geboren, der Name Ombra. 

Das könnte Dich auch interessieren: Meine  7 Geheimtipps für Venedig

Wenn Du Cicchetti probieren und dazu eine Ombra trinken möchtest, dann komm doch einfach mit auf die nächste Sprachreise nach Venedig! Hier lernst Du nicht nur diese typisch venezianische Institution kennen, sondern Du entdeckst auch die geheimen Gärten der Serenissima, erfährst, was die Kirche Madonna della Salute mit der Pest zu tun hat und weshalb Torcello das Ur-Venedig ist. Und dazu lernst Du auch noch Italienisch: entspannt, vergnügt, mit allen Sinnen.

Mehr Infos unter Italienisch lernen in Venedig – studiare festeggiando a Venezia.