7 Wege, um die Herzen der Italiener zu erobern

Du möchtest die Herzen der Italiener im Sturm erobern? Dazu bedarf es keiner Wunderwerke, aber ein bisschen Insiderwissen. Ich habe dir ein paar Themen aufgelistet, die mir im Laufe der Jahr(zehnt)e als DIE Türöffner aufgefallen sind. Wenn du sie beachtest, steht einem wunderbaren Aufenthalt in Bella Italia nichts im Wege! 

Ich finde es immer wieder beeindruckend, auf welche Begeisterung meine Italienisch-Kursteilnehmer stoßen, wenn sie erste zaghafte Redeversuche in Italien unternehmen und all ihre in der Theorie (sprich in Deutschland) erworbenen Kenntnisse an den Mann/die Frau bringen. Doch nicht nur Sprachkenntnisse bringen dich weiter! Zu wissen, wie die Italiener ticken und warum sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten, lässt dich Italien ganz anders erleben. Als ich vor 40 Jahren das erste Mal in Italien war, hätte ich gerne einen ‚Wegweiser‘ gehabt – daher nun für dich meine Hinweise! 

Tipp Nr. 1: Auf Italienisch grüßen können 

Jetzt höre ich dich schon mosern: ‚Hey, das soll genügen? Was ist das denn für ein Tipp?‘ Und recht hast du!
Doch du wirst sehen: ein bisschen Small Talk genügt, um die Herzen der Italiener zu erobern. Also statt ‚Guten Tag‘ Buongiorno sagen oder anstelle von ‚Guten Abend‘ Buona sera. Grazie (danke) und Arrivederci (auf Wiedersehen) gehören auch zu den Schlüsselwörtern. Und wenn du dich dann noch gekonnt vorstellst mit Sono Robert oder Mi chiamo Gabi, dann hast du die Türen schon weit geöffnet. Alles andere entwickelt sich! 

Fremdsprachen werden in Italien zwar gelehrt, aber die meisten meiner Bekannten haben gerade mit der Aussprache des Deutschen wirklich Schwierigkeiten. Umso begeisterter sind sie , wenn sie merken, dass ein Deutscher sich die Mühe macht, ihre Sprache zu sprechen! Und anders als viele Franzosen (zumindest ist das meine Erfahrung), haben die Italiener mit Fehlern überhaupt kein Problem! Sie versuchen aus jedem noch so kleinen Satzfetzen, eingestreuten italienischen Wort die Essenz heraus zu ziehen, fragen nach – weil sie echt interessiert sind – und versuchen den Dialog fortzusetzen. Und da sie wirklich gerne reden, wiederholen sie dir auch noch fünf Mal ein Wort, bis du es kapiert hast. Für die Italiener ist Kommunikation essentiell!

Wichtigste Wörter: mi chiamo (ich heiße) – sono (ich bin/heiße) – come va? (wie geht’s?) – benissimo, grazie! (danke, super!) 

Tipp Nr. 2: Calcio -Fußball- geht immer 

Ein Thema, mit dem du in Italien bei fast allen punkten kannst, ist der Fußball. Die Begeisterung der etwas älteren Italiener für diesen Volkssport ist immens, ein paar Namen wie Völler, Matthäus, Helmut Haller, Klose in die Runde geworfen und schon ist man(n) mittendrin. Dass selbst beste Freunde zu erbitterten Gegnern werden, durfte ich erst kürzlich wieder erleben beim Top-Spiel AS Roma gegen Juve (Juventus Turin). Der herzensgute Ehemann meiner Freundin Lorella, Massimo, bekam sich mit seinem Freund Gianpietro gar fürchterlich in die Haare, weil AS Roma “völlig unberechtigt“ 2:0 gewann. Pikant bei dem Ganzen: Beide wohnen in der Nähe von Ancona, also weit weg von den eigentlichen Schauplätzen! 

Wer sich in der Radszene auskennt, kann auch hier punkten – denn eigentlich sind alle Italiener verhinderte Radprofis: Fausto Coppi ist noch immer ein Nationalheld und jeden Sonntag versuchen sie seinen Spuren zu folgen.  Indolent gegenüber Autoschlangen versperren sie – perfekt ausgestattet und  in Mannschaftsgröße radelnd – über Kilometer hinweg die Fahrbahn… Die jüngere Generation ist nicht mehr so fußball- oder radbesessen, auch hier hat das Handy (il telefonino) so manche Freizeitaktivität übernommen. 

Wichtigste Wörter: amo il calcio (ich liebe Fußball) – mi piace andare in bici (ich fahre gern Rad)  – sono un tifoso di Bayern Monaco (ich bin ein FC Bayern Fan)

Tipp Nr. 3: La famiglia 

Wenn einen das Thema Fußball so gar nicht interessiert, ist die Familie ein wunderbares, quasi unerschöpfliches Thema. Hat man selbst Fotos der Kinder oder Enkelkinder dabei – unbedingt herzeigen! Aus den kleinsten Informationen si chiama Anna, ha sette anni (sie heißt Anna, ist 7 Jahre alt), kann sich ein ganz persönliches Gespräch entspinnen. Mit der ganzen Familiengeschichte on top! Denn nachdem in Italien Familie nicht bei Mutter, Vater, Sohn, Tochter endet, weiß man bald, wo der zio (Onkel) mütterlicherseits seit zwei Jahren wohnt, weshalb die cugina (Cousine) väterlicherseits nun doch nicht Medizin studiert, sondern BWL und mit wem die nipote (Nichte) letzthin in den Urlaub gefahren ist (mit einem der Familie nicht bekannten Mann: uno sconosciuto!)

Um die ewig lange dauernden Sommerferien (von Mitte Juni bis Mitte September) einiger Maßen zu organisieren, werden in der Regel die Großeltern eingespannt. Da fährt dann die nonna (Oma) mit ihren drei Enkelkindern, oft noch mit der eigenen Mutter (bisnonna) und deren Freundinnen ans Meer, wo sie für vier Wochen ein kleines Häuschen gemietet haben. Der nonno (Opa) macht den Fahrdienst, sorgt für die regelmäßige Eiszufuhr und am Wochenende kommen die gestressten Eltern, um ihre Kinder zu sehen und sich zu erholen. Auch wenn man kein oder nur sehr wenig Italienisch kann, man ist mittendrin: gemeinsames Lachen, Melone essen und mit den Kindern spielen, verbindet! 

Wichtigste Wörter: che figli carini (was für süße Kinder!) –  che bella famiglia (was für eine schöne Familie) – buone vacanze (schönen Urlaub!)

Tipp Nr. 4: Essen und Trinken 

Einen immensen Stellenwert im Leben der Italiener nimmt das gemeinsame Essen – zuhause oder im Restaurant – ein. Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage gehen die Italiener gerne zum Essen – oder vielleicht auch gerade deshalb?

Während der Sommermonate herrscht eine großartige Stimmung in den Restaurants am Meer, in den Bergen, am See. Nach einem Tag am Strand oder beim Wandern gehört ein gemeinsames Abendessen la cena einfach dazu. Wenn man dich auffordert mitzugehen: unbedingt tun! Auch wenn du Angst hast, nichts zu verstehen – es ist sekundär. Genieße das Zusammensein, die unüberhörbare Begeisterung, mit der von einem Tischende zum anderen kommuniziert wird. Wenn’s ans Bezahlen geht il conto, per favore, machen es die Italiener alla romana, d.h. bitte nicht jeder einzeln oder als Paar zahlen! Nein, einer übernimmt die Rechnung und dann wird einfach durch die Anzahl der Tischgenossen geteilt. Und auch wenn man meint, vermeintlich mehr bestellt zu haben – nicht deutsch korrekt sein, sondern einfach akzeptieren. Es ist alles gut! 

Wichtigste Wörter: per me le fritture (für mich den frittierten Fisch) – da bere prendo mezzo litro di vino da tavola (zum Trinken nehme ich einen halben Liter Hauswein) – che gusto, è buonissimo! (was für ein toller Geschmack) – era una serata bellissima (es war ein wunderschöner Abend)

Tipp Nr. 5: Stare in compagnia

Für einen Deutschen mag es unglaublich erscheinen, aber ein Ausflug, ja sogar eine mehrtägige Urlaubsfahrt zu zwanzigst ist eine kleine Gruppe. Je höher die Teilnehmerzahl, umso besser! Das Zusammensein ist nicht nur beim Essen von außerordentlicher Wichtigkeit, auch Ausflüge gemeinsam mit den anderen (in compagnia) sind ein wichtiger Bestandteil des Erlebens.

Macht man zum Beispiel einen Ausflug in die Berge, so wird der Spruch “Der Weg ist das Ziel“ Wirklichkeit. Bis sich die Gruppe überhaupt in Bewegung setzt, dauert es. Der Weg zieht sich hin, da jeder mit jedem sprechen, die Aussicht kommentieren und der richtige Abzweiger diskutiert werden muss. Dass man dabei eher langsam vorankommt, versteht sich von selbst. Aber das ist nicht schlimm, viel wichtiger ist die gemeinsame Unternehmung, l’atmosfera socievole: es wird auf der Wiese gepicknickt, köstliche Panini ausgepackt, Obst gegessen und von Herzen kommuniziert! Wer als Deutscher nicht bereit ist, mitzumachen und stattdessen die Einsamkeit sucht, wird es schwer haben, die Italiener wirklich kennen zu lernen. 

Wichtigste Wörter: che bella vista! (was für eine schöne Aussicht!) – dove andiamo? (wohin gehen wir?) – chi vuole assaggiare questo salame? (wer möchte von der Salami probieren?)

Tipp Nr. 6: Fare bella figura 

Auch wenn sie es nie offen sagen werden: sich anzuziehen wissen, ist wichtig. Dabei möchte man das eigentlich gar nicht glauben, wenn man die vielen ziemlich (nach-)lässig gekleideten Italiener im Alltag sieht – mit Jogginghose und fleckigem T-Shirt, Hängerchen und Schürze. Doch wenn man genauer hinschaut, wird man feststellen: trotz aller Nonchalance typisch deutsche Kombinationen wie Ringelsocken zu Birkenstocksandalen und Bermudas oder hautenge, die Speckröllchen betonende Oberteile trägt man nicht. Und wenn es dann darauf ankommt – dann wird bella figura gemacht!

Nehmen wir ein Abendessen unter Freunden: da wird aus der nicht auffallend attraktiven Mitvierzigerin auf einmal eine elegante Dame mit perfekt aufeinander abgestimmter Kleidung, dezent eingesetzter, aber wirkungsvoller Schminke und schicken Schuhen. Der männliche Part, der eben noch im Trainingsanzug herumlief, überrascht mit einem rosa Pulli, lässig über dem weißen Hemd platziert und mit Hosen, die einfach sitzen! Auch wenn das Äußerlichkeiten sind – sie zählen, sie machen einen guten Eindruck und sie runden das Bild zu einem perfekten Ganzen. Fare bella figura ist keine übertriebene Eitelkeit, sondern Teil des italienischen Ichs!

Wichtigste Wörter: vorrei provare questa gonna (ich möchte gerne diesen Rock probieren) – dov’è il camerino? (wo ist die Umkleide?) – questo pullover ti sta benissimo (der Pullover steht Dir super).

Tipp Nr. 7: L’anima italiana 

Kommen wir zum letzten, für mich wichtigsten Punkt: Die Seele der Italiener – was für ein unspezifischer, ein ganzes Volk umfassender Ausdruck! Umberto Tozzi singt in seinem Lied ‚L’anima italiana‘ von Meer, Sonne, dem großen Herz, der Unterschiedlichkeit der Bewohner, vom Ave Maria und von den gemeinsamen Ängsten. Ist das die italienische Seele?  Für viele Italiener ist Deutschland das Paradies, zumindest was die funktionierende Wirtschaft und die stabile Regierung anbelangt. Doch der Spruch ‚Die Deutschen lieben die Italiener, aber sie schätzen sie nicht, wohingegen die Italiener die Deutschen schätzen, aber nicht lieben‘, kommt nicht von ungefähr. Den besserwisserischen Deutschen heraus zu kehren, ist sicher nicht angebracht – eine Kombination der beiden Seelen, wie in dem wunderbaren Bild von Friedrich Overbeck Italia e Germania dargestellt, wäre verheißungsvoll.

Für mich steckt die wahre Seele Italiens im Alltagsleben: die Kunst des arrangiarsi ist bemerkenswert. Der Gesprächspartner kommt zu spät? “Kein Problem! Dann nehme ich einfach noch einen caffè und plaudere dabei mit dem barista!“ Der Abend war einfach zu schön, als dass man jetzt so auseinander geht? “Dann kommt alle zu uns, facciamo una spaghettata!“ (essen wir einfach alle zusammen Spaghetti!)  Mit Selbstverständlichkeit und Spontaneität wird reagiert und immer versucht, aus der Situation das Beste zu machen.

Wichtigste Wörter: Cosa ne dici? /´(was meinst Du?) – secondo me, hai ragione (meiner Meinung nach hast Du Recht) – tutt’apposto! (alles gut!).

Mein Lernen in Italien geht übrigens stets weiter! Auch wenn ich nun schon seit so vielen Jahren mit Italienern zusammenarbeiten und gut die Hälfte des Jahres dort lebe – meine deutsche Seele (la mia anima tedesca) versteht die anima italiana nicht immer. Aber das ist ja auch das Schöne daran: es bleibt stets spannend!

Und du? Wie sind deine Erfahrungen in Italien? Gibt es ein weiteres Thema, das du für besonders interessant in diesem Zusammenhang erachtest? Ich freue mich sehr auf deinen Kommentar!