Wunderschönes Valle dei Laghi: Wanderung durch den Zauberwald

Das Trentino ist eine ganz besondere Region in Italien – zumindest für mich. Als ‚italienische Schwester‘ des sehr viel bekannteren Südtirol ist hier alles ein bisschen weniger perfekt, ein bisschen weniger touristisch, dafür umso authentischer. Mein Lieblingstal ist das Valle dei Laghi, auf dem Weg zum Gardasee. Besonders schön ist es im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben, der morgendliche Nebel über den sieben Seen hängt und die Luft so richtig prickelnd ist. Das ist die beste Zeit für eine Wanderung!

Von einer ganz besonderen Wanderung, nämlich durch den bosco magico, möchte ich dir hier erzählen:

Zwei Stunden ohne Zivilisation, ohne Alltagshektik, dafür mit Tiefenentspannung!

Startpunkt im Valle dei Laghi: Vezzano

Du startest im kleinen Ort Vezzano, etwa 12 km von Trient entfernt. Schon am Ortseingang siehst du die Hinweisschilder zum ‚Sentiero Stoppani‘. Am großen Parkplatz vor dem Teatro Valle dei Laghi kannst du das Auto abstellen (es gibt auch eine regelmäßige Busverbindung von Trient) und schon geht es los:

Gletschertopf – Pozzo 8

Du folgst dem Hinweisschild um Pozzo 8, gehst vorbei an einemFußball platz und einigen Pferdekoppeln und kommst in einen zunächst noch lichten Wald. Nach wenigen Metern erblickst Du rechts vom Weg eine Öffnung, zu der ziemlich steile Felsstufen hinabführen. Die Öffnung ist eine von acht Gletschertöpfen, die Antonio Stoppani 1875 entdeckte. Bereits im Bronzezeitalter dienten sie als Schutz- Wohn- oder Bestattungsorte. Im zweiten Weltkrieg flüchtete die Bevölkerung in die Höhlen. Angeblich soll bis in die 50er Jahre hier eine alte Frau gewohnt haben, die sich nach dem Krieg nicht mehr nach oben traute. Heute geht eine schmale Leiter in den 15 m tiefen Topf und man trifft auf so manchen Einwohner und immer grüne Pflanzen.

Antonio Stoppani – der Begründer des Bel Paese

Dieser Stoppani war ein wirklich interessanter Mann. Er gilt als Begründer der geologischen Forschung Italiens, doch er beließ es nicht bei der grauen Theorie. Bereits 1876 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel ll Bel Paese. Conversazioni sulle bellezze naturali. In 32 Geschichten schrieb er hier über die Schönheiten Italiens, nicht trocken und besserwisserisch, sondern wie ein Onkel, der seinen Neffen und Nichten Geschichten erzählte. Das Buch war in kürzester Zeit vergriffen und musste umgehend nachgedruckt werden. Auch, weil es von den maestre als Schullektüre verwendet wurde!

Doch Stoppani hatte nicht nur hier nachhaltigen Einfluss: Der Name des Buches Bel Paese war so überzeugend, dass der heute noch so beliebte Käse nach ihm benannt wurde! Darüber hinaus  war Antonio Stoppani der Großonkel von Maria Montessori …

Lago di Santa Massenza – Lago di Toblino

Wenn ich auf diesem kleinen Felsvorsprung stehe und auf die Landschaft blicke, geht mir immer das Herz auf. Direkt vor mir der Lago di Santa Massenza mit der hoch aufragenden Statue mitten im See, links der Lago di Toblino mit dem pittoresken Wasserschloss.

Früher war der Lago di Santa Massenza das ‚Nizza des Trentino‘. Wegen seiner Palmen, den Olivenbäumen und der allerersten Badeanstalt galt er als Sehnsuchtsort! Heute ist hier ein gigantisches Wasserkraftwerk, dessen Besichtigung ich dir nur empfehlen kann: sie ist sehr gut gemacht und wirklich interessant.

Den Lago di Toblino und sein Schloss findest du auf vielen Werbebildern. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall: in dem Restaurant isst man vorzüglich und du kannst durch die herrschaftlichen Räumlichkeiten (in denen angeblich schon Karl V genächtigt haben soll) schreiten und dich in längst vergangene Zeiten träumen.

Zauberwald – il bosco magico

Am besten siehst du dich noch einmal satt an diesem wunderbaren Panorama, denn nun führt der Weg in den dichten, den verwunschenen Wald.

Auf verschlungenen Pfaden, mal schmäler, mal breiter zieht er sich durch das dichte Grün. Die Vegetation wird immer üppiger, mitten auf dem Weg liegen moosbewachsene Steine, am Wegesrand schlingen sich immergrüne Pflanzen an Baumstämmen empor. Ab und zu dringt noch ein Motorenlärm durch die Stille. Dann wird der Pfad steiniger und auch steiler (doch er ist ohne Probleme in Schuhen mit guter Sohle zu bewältigen), es geht durch kleine Felsen hindurch – und dann ist sie quasi greifbar: die absolute Stille!

Wie in Watte gepackt wirkt die Natur und doch so direkt fühlbar. Kein Laut zu hören, vereinzelte Insekten schwirren um dich und du wirst zum Teil dieses wunderbar grünen Schauspiels. Für mich immer wieder ein Moment des Innehaltens und des Freuens.

Die Geschichte vom Sentiero degli Zoccoli (dem Holzpantoffelweg)

Der märchenhaft stille Weg geht in eine wunderbare Lichtung über, von der Du einen tollen Blick auf die gegenüberliegenden Berge und das kleine Dorf Ranzo hast (im Foto der winzige Ort auf dem Plateau).

Von Ranzo (739 m) geht ein sehr steiler Trampelpfad zum Lago di Toblino (245 m). Im Volksmund wird er il sentiero degli zoccoli genannt (der Weg der Holzpantoffeln).

Weshalb?

Bis in die 70er Jahre gab es keine Straße nach Ranzo und so war der Trampelpfad (der heute ein atemberaubend schöner Wanderweg ist) die schnellste Verbindung nach unten, ins Tal. Wenn also die Bewohner von Ranzo in die große Stadt Trento fuhren, machten sie sich schick. Doch für den Weg nach unten, trugen sie ihre Arbeitspantoffeln. Am Gatter zur Straße angekommen, zogen sie diese aus und holten ihr gutes Schuhwerk aus dem Rucksack. Die Pantoffeln ließen sie am Wegesrand liegen – bei der Rückkehr lagen diese noch immer da und die guten Schuhe wurden wieder in den Rucksack gesteckt.

Castel Madruzzo – da vendere

Weiter geht es an einem kleinen Weiler vorbei, mit zwei grimmig bellenden Hunden, die am liebsten den meterhohen Zaun überspringen würden, um dir zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Das Haus, das sie bewachen, gehört dem Bürgermeister des Ortes. Eigentlich war es kein Baugrund, aber er hat sich hier etwas sehr Schönes geschaffen …

Kurz danach taucht der Weg wieder in den Wald ein und du begibst Dich auf den zweiten Teil der Zauberwald-Wanderung, Richtung Calavino. Der Wegweiser steht vor dem zweiten Mauerring des Castel di Madruzzo, der früheren Herrscher dieses Landstrichs. Das Castel steht gegenwärtig zum Verkauf, da der bisherige Besitzer die hohen Erhaltungskosten nicht mehr tragen konnte.

Wenn du dich für eine modernisierte Immobilie aus dem Jahr 1161 mit 5 + (13 Schlafzimmern und 7 anderen Zimmer) sowie 3 + X Badezimmern und einer Fläche von 3.175 m² interessierst, dann solltest Du einmal das Web unter ‚castel madruzzo da vendere‘ konsultieren!

Mein Traumhaus

Nach drei Biegungen durch den nun immer lichter werdenden Wald macht der Weg eine Kurve nach links und plötzlich hast du wieder Zivilisation vor deinen Augen.

Zunächst ein weites Feld mit beeindruckendem Blick auf den Lago di Toblino und links auf das Gebäude des ehemaligen Steuereintreibers des Castel di Madruzzo. Seit Jahren versuche ich dieses Gebäude zu erwerben, da ich in ihm den idealen Ort für meine ItalViva Accademia sehe, der Architekt (un carissimo studente), der Innenarchitekt (mio figlio) und die Handwerker (amici italiani gentilissimi) sind aktiviert – doch die Gemeinde meldet Eigenbedarf an.

Und so steht meine Traumimmobilie traurig in der Landschaft, harrt ihres Daseins und wartet eigentlich nur auf neues Leben (und mich!)

Zielpunkt: Calavino

Am Ende des nun immer breiteren Weges kommst du in die neu gebaute ‚Einheimischen-Wohnmodell‘ Siedlung von Calavino, mit sehr gepflegten Gärten und mindestens einem Hund pro Anlage.

Du folgst der via Roma bis du auf der rechten Seite die Kirche ‚Santa Maria Assunta‘ siehst. Leider ist sie immer dann geöffnet, wenn ich nicht da bin … sprich, ich habe sie noch nie von innen gesehen. Sie war die Hauskapelle der ‚von Madruzzo‘ (16. Jhd). Wenn du nun zwischen den Häusern (Contrada Monsignor L. Gentilini) hindurch gehst, kommst du an einem Brunnen mit köstlichem Wasser vorbei und befindest dich mitten im Zentrum des mittelalterlichen Dorfes Calavino. Hier finden jedes Jahr am dritten Juliwochenende die Feste Madruzziane statt, ein mittelalterliches Spektakel, an dem sich Calavino in ein Dorf wie zu Zeiten der Adelsfamilie Madruzzo verwandelt: mit historischem Umzug, mittelalterlichen Handwerksstätten und rustikalem Gelage.

Solltest du nach der Wanderung Lust auf einen Caffè oder einen Spritz haben, dann empfehle ich dir die Bar Contrada am Ende der Contrada Monsignor L. Gentilini. Ihre Besitzer sind ungemein nett und bemüht und der caffè è buonissimo!

Wenn du mehr über das Valle dei Laghi oder weitere Wanderungen in diesem wunderschönen Gebiet wissen willst, freue ich mich auf deine Rückmeldung.