Die Geschichte der Toiletten in Italien – und warum Geld nicht stinkt
In diesem Artikel erzähle ich dir die Geschichte von Vespasian, jenem römischen Kaiser und Feldherrn, seinem Sohn Titus und weshalb dieser einst von seinem Vater zu hören bekam: Pecunia non olet.
Und weil wir gerade beim Thema sind, stelle ich dir im zweiten Abschnitt die verschiedenen Möglichkeiten vor, wie du in Italien nach dem stillen Örtchen fragst. Und was du auf jeden Fall NICHT sagen solltest!
Inhaltsverzeichnis
I Vespasiani: Toiletten in Italien
Wusstest du, dass die öffentlichen Toiletten in Italien bis in die 80er Jahre Vespasiani genannt wurden? Der Name ist tatsächlich dem römischen Kaiser geschuldet, der von 69 bis 79 n. Chr. herrschte und das römische Reich bei seinem Tod schuldenfrei hinterließ.
Wie er dies schaffte? Unter anderem durch eine Steuer auf die öffentlichen Toiletten!
Als Vespasian die Regierung übernahm, war das römische Reich hoch verschuldet. Wie alle Herrscher war er daher stets auf der Suche nach neuen Einnahmen. Und so fiel ihm eines Tages auf, dass ganz Rom voller öffentlicher Toiletten war. Diese waren aber nicht nur für die Notdurft wichtig – sie dienten auch den officine fullonicae, den Wäschereien. Diese nutzten das im Urin enthaltene Ammoniak für das Bleichen der Stoffe und die Reinigung der Kleidung. Was lag da also näher, als hier eine neue Einkommensquelle aufzutun? Vespasian beschloss die Nutzung der bagni pubblici zu besteuern. Im Volksmund wurden diese daraufhin in vespasiani umbenannt.
Seinem Sohn Titus war dieses Gebaren schrecklich peinlich. Eine Steuer auf das Wasserlassen sei alles andere als elegant, Rom mache sich dadurch lächerlich, so seine Aussage. Doch bald musste er seine Meinung ändern. Spielschulden brachten ihn in Geldnöte.
Als er seinen Vater um eine beträchtliche Summe bat, reichte ihm dieser einen Beutel voller Goldmünzen, ließ ihn hineinfassen und sagte: Vedi, Tito, vedi questi soldi? (siehst Du Titus, siehst Du all das Geld?) – Ma c’è un problema, vengono tutti dall’urina‘ (aber es gibt da ein Problem, es kommt alles vom Urin!) Dann steckte er seine Nase hinein und sagte:
‚Pecunia non olet‘
Nun hatte Titus die Wahl: auf das Geld verzichten oder dem Spruch seines Vaters folgen (il denaro non puzza, Geld stinkt nicht) und sich mit der Steuer anfreunden. Er entschied sich für das Geld…
Heute wird keine Steuer mehr auf die öffentlichen Toiletten erhoben. Laut Gesetz müssen die Toiletten in den Bars und Restaurants jedem unentgeltlich zugänglich sein. Ein Gesetz, das die wenigsten kennen und von noch weniger respektiert wird.
Kommen wir nun zum zweiten Teil des Artikels:
Wie fragst du nach der Toilette in Italien?
1) Dove sono i SERVIZI?
Dieser Ausdruck passt immer. Er ist absolut neutral und auch wenn sich hinter servizi ganz unterschiedliche Dienstleistungen verbergen, wird jeder bei der Frage scusi, dove sono i servizi? verstehen, dass Du Dich auf die servizi igenici beziehst.
2) Dov’è il BAGNO?
Wörtlich übersetzt fragst Du hier nach dem Bad, also dem Ort, wo man sich waschen kann. Mittlerweile ist der Begriff bagno jedoch ganz neutral und kann in jedem Ambiente verwendet werden: al bar (in der Bar), al ristorante (im Restaurant), da amici (privat, bei Freunden).
3) Dov’è la TOILETTE?
Diese Frage ist immer passend. Du kannst das Wort französisch oder auch englisch aussprechen.
Ursprünglich verstand man unter diesem französischen Begriff ein kleines Tuch, auf dem die Dinge für die tägliche Hygiene plaziert wurden: Kamm, Bürste, Parfüm, Schminke. Später wurde das Möbel als toilette bezeichnet.
Heute ist es einfach das WC. Im Italienischen gibt es jedoch noch den Ausdruck: fare toletta, gleichbedeutend mit truccarsi, curare viso e capelli (sich schminken, Gesicht und Haare pflegen)
4) Dov’è il GABINETTO?
Diese Frage solltest du nur in einem vertrauten, persönlichen Ambiente stellen.
Der Ausdruck gabinetto kommt – wie toilette – aus dem Französischen. Cabinet bezeichnete ursprünglich ein Zimmer, das ganz persönlichen Zwecken vorbehalten war. Sei es ein Arbeitszimmer, ein Umkleideraum oder eben die Toilette.
Das politische Kabinett heißt übrigens auch gabinetto. So ist es ein schönes Wortspiel, wenn man den Satz liest: il ministro è chiuso nel gabinetto.
5) Dov’è il WC?
Jeder liest es, aber kaum einer sagt es! Ausgesprochen wird die Buchstaben-Kombination vuccì. Selten, dass der volle Name: water-closet gesagt würde.
Water allein solltest Du auch nicht sagen. Das ist nämlich die Bezeichnung der Kloschüssel (an Stelle von la tazza del gabinetto). Angeblich klingt es schicker …
Die folgenden 3 Begriffe solltest du im Italienischen kennen (aber nicht als Frage verwenden …)
1) Latrina
Bei den Alten Römern wurden die öffentlichen Toiletten als latrine bezeichnet: große Räume, in denen man nebeneinander saß und seinem persönlichen Bedürfnis nachkam. Das Wort kommt wohl vom Lateinischen lavare (waschen) oder auch von laterina (seitlich, daneben).
Heute wird latrina nur im übertragenen Sinn verwendet. Zum Beispiel in diesem Satz: Questa città è diventata una latrina (diese Stadt ist echt schmutzig geworden).
2) Cesso
Der Ursprung dieses Wortes ist auch lateinisch, nämlich recedere, was so viel bedeutet wie sich zurückziehen. Wenn heute jemand sagt vado al cesso, dann drückt er sich wenig elegant aus.
Wie bei latrina wird cesso in erster Linie verwendet, um etwas Unangenehmes, Negatives zu beschreiben. Zum Beispiel: oggi mi sento un cesso (heute fühl ich mich wie ausgekotzt).
3) Ritirata
Bis in die 50er Jahre gab es noch Schilder mit der Aufschrift ritirata, die auf die öffentlichen Toiletten hinwiesen. Das italienische Wort ritirarsi (sich zurückziehen) beschreibt die Handlung sehr plastisch!
Heute verwendet man das Wort nicht mehr für Toiletten.
Riassunto / Zusammenfassung zu Toiletten in Italien
Il nome dei bagni pubblici (i vespasiani) deriva dall’imperatore romano Vespasiano a cui è dovuto anche il detto: pecunia non olet.
Quando hai bisogno di un “certo posto“ ti servono tre espressioni:
1) Dove sono i servizi?
2) Dov’è il bagno?
3) Dov’è la toilette?
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