Aberglaube in Italien: Die Zahl 17

In Deutschland ist es Freitag der 13., in Italien hingegen sorgen Dienstage, die auf einen 17. fallen, für Angst und Schrecken. Gut 90% (!) der Italiener leiden an der sogenannten Eptocaidocafobie, auf gut Deutsch: Angst vor der Unglückszahl 17.

Das geht so weit, dass sich viele nicht einmal trauen die Zahl zu schreiben! Weshalb das so ist, weiß man nicht und auch eine wissenschaftliche Erklärung ist bisher nicht bekannt … Doch Spekulationen und Traditionen untermauern diesen Aberglauben.

Woher kommt der Aberglaube in Italien um die Unglückszahl 17?

Machen wir eine Zeitreise und begeben uns in das antike Griechenland und hier zu Pythagoras. Pythagoras war derjenige, der mit seinem berühmten Satz ganze Schülergenerationen begleitete (und wahlweise zur Verzweiflung brachte – mich zum Beispiel ;-). Dieser Pythagoras also hasste die Zahl 17. Nicht einfach so und ohne Grund. Nein! Die Zahl 17 war diejenige Zahl, die die beiden perfekten Zahlen 16 und 18 voneinander trennte. Denn 16 und 18 waren für ihn das Maß aller Mathematik. Die Zahl 16 als das Quadrat von 4×4 und die Zahl 18 als das von ihm dargestellte Rechteck (3 x 6 = 3 + 3 + 6 + 6).

VIXI – ‚ich habe gelebt’ wird zu XVII

Einige Jahre später, im Alten Rom, wurde auf den Grabsteinen der Begriff VIXI (lateinisch für: ich habe gelebt) geschrieben. Während des Mittelalters, als die italienische Bevölkerung des Lateinischen nicht mehr mächtig war, sich in Dialekten verständigte und in der Regel als Analphabet durchs Leben ging, wurde der Begriff VIXI als das Anagramm von XVII gelesen, also 17. Damit war die Zahl untrennbar mit dem Tod verbunden.

Wiederum einige Jahre später, in der Bibel, war in Genesis 7-11 zu lesen, dass die Sintflut am 17. des zweiten Lebensmonats im 600. Lebensjahr von Noah ausgebrochen sei. Mit den bekannten Auswirkungen …

Als dann auch noch die 17. Römische Legion im Teutoburger Wald (9 n.Chr.) vernichtend von Arminius geschlagen wurde, war es vorbei mit der Geduld der italienischen Zeitgenossen: die Zahl 17 gilt seitdem als Unglückszahl. Dass damals auch die 18. und 19. Legion ausgelöscht wurden, sei nur nebenbei bemerkt und gilt in der Welt des Aberglaubens als zu vernachlässigendes Element …

Aberglaube in Italien – heute immer noch ein Thema!

‘superstizione in Italia’ – Heute verzichten italienische Fluglinien auf die siebzehnte Sitzreihe, die Smorfia napoletana (die Napolitaner bestimmen die vermeintlich richtigen Lottozahlen mit der Smorfia, dem napolitanischen Traumdeutungsbuch) straft die Zahl 17 mit Nichtachtung und der französische Autohersteller Renault musste seinen R17 in Italien gar als R177 verkaufen, um ja die Unglückszahl zu meiden.

„Di Venere e di Marte né si sposa né si parte“
(Freitags und Dienstags heiratet man nicht und man fährt auch nicht in den Urlaub)

Dass man an einem Freitag nicht heiraten sollte, ist auch in der deutschen Kultur weit verbreitet. Immerhin ist es der Todestag Jesu. Dass der Venerdì Santo (Karfreitag) wohl auf einen 17. fiel, macht die Angelegenheit für Italiener noch ernster.

Warum man in Italien nicht an einem Dienstag, den 17. heiraten sollte

Nun, Dienstag heißt auf Italienisch martedì, also der Tag des Mars. Der Mars wiederum ist als Gott des Krieges bekannt – keine gute Voraussetzung für eine friedvolle Ehe!

Doch es gibt – wie immer – Gegenbeispiele und Gegenargumente. Heutzutage entscheiden sich viele italienische Paare ganz bewusst für Dienstag und einen 17.

Weshalb? An diesem Tag und zu diesem Datum ist es sehr viel einfacher, ein schönes Lokal für die Festivität zu finden, einen Fotografen zu engagieren und im Büro einen freien Tag zu erhalten! Dass manche auch bewusst dem Aberglauben der Eltern eine eigene Entscheidung entgegensetzen möchten, ist wiederum reine Spekulation.

Gegenbewegung zum Aberglauben in Italien

Vor einigen Jahren gab es einen ‚Gegentag zum Aberglauben‘ (Giornata anti-superstizione).
Um gegen die immer weiter fortschreitende Verbreitung des Aberglaubens ein Signal zu setzen, organisierte die Cicap, die italienische Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Analysen angeblich paranormaler und pseudowissenschaftlicher Phänomene einen Aktionstag. Am Freitag, den 17. um 17.17 Uhr trafen sich Italien weit die Aberglauben-Skeptiker:

Als Erkennungszeichen trugen sie ein lila Kleidungsstück, zerbrachen einen Spiegel, verstreuten mit einer Hand Salz auf dem Boden eines Wohnhauses während sie gleichzeitig mit der anderen Hand einen Regenschirm öffneten. Dann gingen sie unter einer Leiter hindurch während eine schwarze Katze die Straße überquerte (ob von links oder rechts kommend wurde leider nicht erwähnt!).  Es war eine perfekt ausgearbeitete Choreographie, um die herkömmlichen Aberglaubenssätze ad absurdum zu führen. 

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